Rainer Weingärtner
Drei-Säupher-Lied
Zu Erd' vermisst ein Antrophos
die Allkraft – dass er so lang soff –
bis sich sein Ich ins All ergoss .
Nun Erde misst Antrophosoff .
Vermisst wir auch ein Theosoff .
Soff sich um Glauben und Verstand –
weil ohne Zeichen aus dem Off
er nicht zur Gottesweisheit fand .
Ein diesseitstrunkner Philosoff
noch recht lange glücklich lebte –
weil Maß voll er nur so phil soff –
wie der Erkenntnis Wein ihm rebte .
Ersäuft euch nicht in Jenseitsgiften
trinkt klaren Geistes diese Welt .
All' die in Metawelten driften –
ist nur des Diesseits Glück verstellt .
Das Mohrtrommelgedicht
Das Getrommel einer Dommel
aus den Rohren – in den Mooren –
trifft erschütternd meine Ohren .
Und kündet mit dumpfen Ton
vom Dommelmühenerdenlohn .
Warnt auch eindringlich und schlicht
Moorhuhn – Moorleiche und auch mich
vorm jüngsten Rohrdommelgericht .
Das war das Moortrommelgedicht !
Die kategorische Wäscheklammer
Die Stürme unserer Begierden
fetzen alle unsere Sinne
von der spröden Wäscheleine
der reinen praktischen Vernunft .
Ach – unsre Hardware – die ist irden –
und eitel herrscht die Eigenminne .
Mahnt auch tief in uns das Reine –
stürmt draußen doch die Habgierbrunft .
Oh – Freiheitsfürst aus Königsberg –
Geistesriese – ich sag es frank :
Hier phantasiert ein Willenszwerg
vom allgemeinen Leinenzwang .
Überflutet von den äußren Reizen –
trennt Mensch nur mühsam Spreu vom Weizen .
Viel besser unsre innren Augen
für den rechten Durchblick taugen .
Im Zentrum jede Fluse stört –
wer fragt – was untern Rand gekehrt .
